Der diesjährige Sommerurlaub soll ganz im Zeichen der Verand stehen. Doch bevor es mit der Veranda losgehen kann, gilt es Altschäden zu beseitigen. Beim Einbau der neuen Haustür, im März, war Michel aufgefallen, dass die Schrauben, die die Tür nach unten mit dem Haus verbinden, ins Leere drehten. Die Vermutung, dass der unterste Balken des Hauses (die Schwelle) durch immer wieder über den Sockel nach hinten laufendes Regenwasser vergammelt sei, bestätigt sich, als wir einen Teil der Aussenfassade öffnen. Brett um Brett nehmen wir ab, doch der Balken wird nicht besser. Schlußendlich erneuern wir den Balken von der linken Hausecke, bis unter das Küchenfenster rechts. Knapp 4 Meter! Wir arbeiten uns in zwei Teilen vor, um die Statik des Hauses während des Bauens nicht zu gefährden. Der neue Balken wird an mehreren Stellen ausgestemmt, um ihn dort mit den verbleibenden Balken aus Flur und Küche zu verbinden. Auch Teile der eigentlichen Wand müssen wir absägen und durch eingepasste Stücke ersetzen. Die Übergänge passgenau zu sägen ist eine echte Kunst und kostet uns viiiel Zeit!
Da uns schon häufiger aufgefallen ist, wie sehr sich der Fußboden im Hauseingang absenkt, wenn man ihn betritt, schauen wir uns dessen Unterkonstruktion gleich mal mit an. Auch hier sind tragende Balkenenden weggegammelt, so dass der Fußboden kaum noch auf dem Ringsockel des Hauses aufliegt. Gott sei Dank ist noch niemand bis in den Keller durchgebrochen! Die Fußbodenbalken werden geflickt. Da der Boden nun einmal auf ist, tauschen wir die alte schwedentypische Isolierung (von uns liebevoll "Krümelkacke" genannt), gegen modernes Material aus und ersetzen die stark nach Katzenpipi riechenden Dielenbretter durch neue. Hierfür treten wir extra den Weg in die 40km entfernte Stadt an und entscheiden uns vor Ort spontan für weiss lasierte Dielen. Davon vergesse ich leider ein Foto zu machen. Ihr könnt euch aber sicher vorstellen, wie gut so ein WEISS lasierter Fußboden im Eingangsbereich ausschaut, wenn der Hund bei Regenwetter 10x rein- und rausgelaufen ist.....jaja, wir haben schon echt IMMER suuper Ideen, der Michel und ich... ;-)
Im Farbenladen einige Dörfer weiter arbeitet die liebe Erika. Wir kennen sie schon von vorherigen Einkäufen und durften sie auch schon im schönen Kattgård begrüßen. Dieses Mal sind wir aber zu ihr eingeladen. Und zwar zum Pizzaessen! Erika und ihr Mann haben in Eigenregie einen absolut tollen Holzbackofen gebaut und damit nicht genug, sie haben sogar eine extra Laube drumherum gebaut. Wenn der Ofen nicht schon suuuper ist, dann gefallen uns aber die alten Fenster, die sie aus einer ehemaligen Feilenfabrik ergattert haben, mindestens genauso gut. ;-)
An der Straße zum Haus der beiden, werden wir von einem witzig umhäkelten oder gestrickten Briefkasten überrascht. Inzwischen werkelt die Erika lieber mit Beton. (Schau mal in den Bericht vom vergangenen Mai, dort gibt es ein unverwüstliches Rhabarberblatt von ihr zu sehen.) Gemeinsam mit uns ist ein weiteres Pärchen bei Erika und Markus zu Besuch. Schon bald geht es ums Häuslebauen, Angeln, Fotografieren etc.. Am Tisch erwarten uns Kärtchen mit den möglichen Belägen, die wir für unsere Pizza wählen dürfen. Auf Schwedisch! Das ist spitze - und übt! :-) Erika belegt die Pizzen und Markus backt sie unter der Betonglocke des Ofens für uns ab.
Was soll ich sagen: Helt fantastiskt välsmakande! Tack så mycket! :-)
Gestärkt *zwinker, kann es nun endlich mit der Veranda losgehen. Es ist gar nicht so einfach, die Balken im rechten Winkel zum Haus und in der korrekten Höhe auszurichten. Aber schließlich gelingt es Michel und er startet das große Buddeln für die Fundamente. Dabei stößt er auf ein Erdkabel, welches die Scheune weiter unten auf dem Grundstück mit Strom versorgt. Beschädigt wird es dabei nicht. Glück gehabt. Wenn es nicht mehr weiter geht, schicken wir, wie ihr seht, schonmal den Meister ans Werk. Danke @ Urmel!
Der Sand des Aushubs wird von mir im selbstgebastelten Sieb von den Steinen getrennt, ihn benötigen wir später um den Beton für die Fundamente zu mischen. Während Michel buddelt, streiche ich die mitgebrachten Balken. Zuerst werden sie mit einem Öl, ähnlich dem in Deutschland bekannten Sperrgrund, gestrichen, später werden sie weiß grundiert.
Nachdem die Balkenschuhe einzementiert sind, prüft Michel noch mal, ob auch alles passt. Danach wird die komplette Fläche unter der späteren Veranda möglichst auf einer Höhe ausgehoben, mit Unkrautvlies abgedeckt und mit Schotter aufgefüllt. In den nächsten Tagen schüttet es ab und zu wie aus Kübeln und die Fundamente trocknen nur langsam. :-(
Trotzdem beginnen wir endlich mit dem Verschrauben der ersten waagerechten Balken, dann folgen die senkrechten. Die Verbindungsstellen werden ausgeklinkt und verschraubt. Als dann die oberen Querbalken folgen, nimmt die Veranda endlich Form an und alles wird deutlich stabiler. Bei strahlendem Sonnenschein schneiden wir die nötigen Winkel in die Dachbalken und verteilen diese symmetrisch auf die Länge der Veranda.
Juhuuu, das Verandgerippe steht! Nun wird es erst mal reichlich mit Schnaps besprengt. Wir stoßen an auf Kattgård-Verandan und feiern ein klitzekleines Richtfest!
Im letzten Urlaubsdrittel bekommen wir Besuch von unseren Freunden Tina und Jens. Wir schon im letzten Jahr bringen die beiden wieder viel "Licht ins Dunkle". Hier werden gerade zwei Leuchtstoffröhren in der linken Scheunenhälfte installiert und verkabelt. Aber auch im rechten Scheunenteil wird ein Notlicht durch eine solche Lampe ersetzt. Jetzt hat man endlich den Durchblick und kann bei nassem Wetter auch mal in der Scheune sägen, bzw. SEHEN, was man da sägt.
Weiter geht es mit dem Fußboden der Veranda. Hierfür nehmen wir die Douglasie, die wir vor ewigen Zeiten kauften und die Michels Papa uns besäumte. Sie wird einseitig gehobelt, dann beginnt das Pusselspiel, denn die Bretter sind unterschiedlich breit und die Menge der Douglasie reicht nur, wenn wir jedes Brett optimal nutzen und auch mal etwas stückeln. Uns dauert das alles viiiel zu lange und deswegen lasse ich die Kamera in den nächsten Tagen mal links liegen und wir hauen einen Schlag ran. So geht es flott weiter mit den halbhohen Seitenwänden. Anschließend kann Michel die Fenster einsetzen, die sein Vater für uns gebaut hat. DANKE @ HEINZ! Für die kleinen Scheiben in den Oberlichtern suchten wir in Deutschland nach blauer Einfachverglasung, nach vielen Kontakten gaben wir entnervt auf. Daher bestellten wir farbige Folie und bekleben nun damit die kleinen Scheiben. Alle Scheiben müssen mit Kitt eingesetzt werden. Von der Innenseite werden sie mit schmalen Holzleisten gesichert, die auch bereits vorbereitet sind. Von außen werden die Scheiben neu verkittet. Das kostet sehr viel Zeit. Das Ergebnis aber kann sich sehen lassen, wie wir finden. :-)
Zeitgleich geht es auch mit der Elektrik weiter. Jens und Tina verstecken die Kabel für vier Steckdosen, zwei Außenlampen, einen Bewegungsmelder und meinen geliebten Kronleuchter größtenteils in dem Hohlraum über den Fenstern. Die Aufteilung der dazugehörigen Schalter im Eingangsflur hat sich mir zwar noch nicht erschlossen, aber wenigstens weiß ich, wo man die komplette Veranda stromlos schaltet. :-) DANKE ihr ZWEI!!! Vor der Veranda wird auf weiteren ca. 8 qm der Rasen abgestochen, der Boden geebnet, Unkrautvlies ausgelegt und Schotter aufgebracht. Gemeinsam mit Michel bearbeite ich drei mitgebrachte Eichenbohlen, woraus dann die Treppenstufen entstehen.
Als der Jens Geburtstag hat, können wir schon einen kleinen Einweihungskaffeeklatsch veranstalten, denn er bekommt Besuch aus der Heimat (auf der Rückreise von Stockholm). Hjärtligt
välkommen! Am Abend sorgt die Lichterkette für eine gemütliche Stimmung....
Endlich begleite ich Michel auch mal wieder auf den See. Aber Glück bringe ich ihm nicht so recht. Zwar hat er einen sogenannten maßigen Hecht* am Haken, aber dummerweise haben wir die Batterie für den Elektromotor nicht ausreichend aufgeladen, der Außenborder zickt und die beiden Sideplaner, die den Schleppköder vom Boot fern halten, machen auch nicht, was sie sollen. Zudem ist es recht frisch und nicht gerade muckelig sommerlich warm. Aber zum Fotografieren ist das Wetter perfekt: Ein Sonnenuntergang à la Karibik - und der Vollmond taucht den Anleger in schönstes Licht, bevor er so hoch steht, dass er sich auf der Wasseroberfläche spiegelt.
*Als "maßig" bezeichnet man einen Fisch, der das gesetzlich vorgeschriebene Mindestmaß zum "Mitnehmen" aufweist. In Schweden gibt es für die meisten Fische nicht nur ein Mindestmaß, sondern auch ein Maximalmaß (Entnahmefenster), damit die laichstärksten Fische nicht aus dem See gefischt werden.
Viele Tage überlegen wir, wie wir das Dach der Veranda decken wollen. Ein Blechdach wäre die günstigste Variante, kann einen aber nachts bei Regen zur Weißglut treiben. Kunststoffpfannen sind schön leicht. Aber auch haltbar, sonnenbeständig und schick? Gebrannte Pfannen sind teuer.... Wir sind noch nicht ganz schlüssig, da laufen uns bei der Shoppingtour in Halmstad günstige Betonpfannen über den Weg, die auch noch genauso aussehen, wie die bereits vorhandenen auf dem Hausdach. Also wird wieder einmal fleißig Baumaterial eingekauft und sämtliche Schuhe und anderer unwichtiger Weiberwunsch bleibt im Regal der Läden. ;-)
Die beiden Männer bauen ziemlich zügig die Unterkonstruktion für die Pfannen, wir Mädels betrachten das Geschehen vom Liegestuhl aus. Meine Pause währt aber nur kurz, denn zum Auflegen der Pfannen wird eine kleine Kette gebildet. Auf die Leiter muss ich dafür nicht (Gott sei Dank!), den Höhenunterschied können wir Dank Jens fast ohne bewältigen. :-)
Nicht im Bild festgehalten habe ich die Frickelarbeit, die Michel am Übergang der Veranda ans Haus geleistet hat. Hier sind viiiiele Brettchen und Leisten anzupassen, zu streichen, Dachrinnen provisorisch umzuleiten etc.pp..
So ganz nebenbei, in den Abendstunden, oder wenn ich die Finger nicht still halten kann, während wir uns in die Runde setzen um etwas zu quasseln, entsteht aus einem Wachstischtuch noch eine Wimpelkette zur Deko der Veranda. Zuerst trenne ich die Paspel ab, dann werden aus der Tischdecke Rauten geschnitten, die zu Wimpeln umgeschlagen und verklebt werden. Die unterschiedlich großen Wimpel nähe ich dann wieder in die Paspel ein und ... Voilà...
So sieht sie nun aus, unsere Kattgård-Veranda. In einem nächsten Urlaub wird sie ihren dritten Anstrich, sowie Dachrinnen erhalten und auch ein paar knottsichere Fenstereinsätze, sowie eine engmaschige Fliegengittertür sollen noch folgen.
Nun entschließe ich mich doch, euch noch mit den Gartenfotos zu belatschern, die mir als Garten-Tagebuch dienen.:
Die Durchfahrt ist freigeschnitten. Bald bilden die Buchen einen geschlossenen Tunnel. Bis dahin muss aber noch das alte Gartentor aufgestellt werden. *denk. Die durch den Aushub für die Verandasockel angefallenen Steine bilden jetzt eine Begrenzung zwischen "Garten/Rasen" und Wildnis. Den halbtoten Kirchbaum schneide ich gemeinsam mit Jens so weit zurück, dass nur der tote Stamm und der noch austreibende Teil bestehen bleibt. So kommt mehr Wind ans Haus und damit weniger Knotts. Vielleicht kann man hier mal eine Kletterrose pfanzen? Die Walnussbäumchen von Hanne und Kim sind gut angegangen. Es war wohl ein Fehler, sie so eng in ein Pfanzloch zu setzen, wie ich inzwischen erfahren habe, aber soll ich sie jetzt nochmal umsetzen?
Die Buchsbaumhecke neben dem Staudenbeet schneide ich kräftig zurück. Viele Pflanzen sind gut angegangen und haben neue hellgrüne Spitzen, manche sind aber auch braun und treiben wohl nicht mehr neu aus? Da ich mich mit Buchs so gar nicht auskenne, bleiben sie erst einmal drin, mal sehen, was passiert. ;-) Die Rose meiner Schwiegermama dank mir meine Rettung bereits mit vielen etwas kitschigen aber taufrischen Blüten. Und auch die Hortensie, die Weihnachten noch unseren Wohnzimmertisch zierte, fühlt sich im Kattgård-Garten offensichtlich pudelwohl.
Gegenüber finde ich viele der Mohnblumen aus der Aussaat im letzten Jahr wieder. Jede Pflanze blüht in einem anderen Violett, Lila, Rose, Purpur. Ich freue mich wie Bolle! Gerne dürfen sich die Planzen weiter vermehren! Selbst nachdem sie ihre Blütenblätter verloren haben, sind die Samenkapseln noch äußerst dekorativ, finde ich!
Wenn mal weniger Anfassen meinerseits gefragt ist, sitze ich am Gartentisch auf der Veranda und pule Lupinensamen aus den Schoten. Die gewonnenen Samen verstreue ich zwischen den Birken an der nord-östlichen Grundstücksgrenze. Hoffentlich keimen ein paar von ihnen im nächsten Frühling. Von Claudia habe ich weitere Lupinenpflänzchen bekommen und zu Hause schon ein wenig verwöhnt, sie sind nun auch ins Staudenbeet und das kleine Beet vor dem Küchenfenster gewandert. Ganz weit hinten im Garten habe ich einen Ranunkelstrauch eingepflanzt. Hier kann die sehr wucherfreudige Pflanze auf mehrere Quadratmeter machen was sie will. Der kleine Strauch hat allerdings ebenso wie seine Gefährten, die allesamt von einer meiner Arbeitskolleginnen stammen, vor der Fahrt nach Schweden sehr gelitten. Alle wurzelnackt in einen Eimer Wasser gestopft, mussten sie über drei Wochen auf neue Nährstoffe hoffen. *sorry! :-( Manches Pflänzchen lohnt sich kaum noch einzusetzen. Trotzdem bekommen sie alle eine Chance. Hier braucht es etwas grünen Daumen, damit sie in Fahrt kommen... Ins gleiche Eckchen des Gartens zieht ein gemopster Staudenableger ein, von dem ich vermute, dass es eine Arends- Prachtspiere ist. Die Pflanze muss unbedingt mit in UNSEREN Garten, denn an der Mutterpflanze beobachten wir seit Wochen Hunderte von Bienchen und Hummeln.
Zum Schluss (Year, ihr seid super! Habt es bis zum bitteren Ende geschafft! *lach) zeige ich noch, wie toll sich das Ausschütteln der Türkenbundlilien im letzten Herbst gelohnt hat.:
Mitten im GIRSCH
blühen unzählige dieser ganz besonderen Lilien.
Keine Züchtung.
NATUR PUR!!!