In Schweden ist es nicht immer nur schöööön. Nein, es regnet auch mal. Mal, mal... manchMAL auch was mehr...so wie in diesem Urlaub. Und dann ist es nur vor dem Ofen idyllisch. Draußen ist es BÄH, kalt, windig, nass. Dann ist es gut, dass FRAU in der Scheune sägen kann. (Sie mag ja ohnehin nicht gerne auf Leiter und Gerüst und bei diesem Wetter erst recht nicht.) Und dann hagelt es sogar! Das hat dann auch die Männer zur Pause gezwungen:
Das Wetter hat aber auch seine guten Seiten: Die Pilze sprießen nur so aus der Erde: Hier heißt es nicht: Wir gehen Pilze suchen, oder sammeln. Nein: WIR gehen schnell ein paar Pilze holen. Mehr als wir auf einmal essen können. Was also tun mit den schönen Pilzen? Ganz einfach, wir haben sie getrocknet. Erst im Ofen, später im eigens dafür angeschafften Dörrofen. Und etwas von dem viiielen Majoran im Garten, haben wir auch "winterfest" gemacht.:
Die Aufgabe, die wir uns für diesen Urlaub vorgenommen haben, geht also wetterbedingt nur Etappenweise voran. Zwischen zwei Regenschauern wird an der südlichen Giebelseite das Gerüst aufgebaut und gesichert. Los geht es mit dem Abriss der alten Bretter. Die alte Tür ist viel zu niedrig und da sie irgendwann einmal von einer Sauna auf eine Terrasse führen soll, bringen wir sie lieber gleich auf ein ordentliches Maß. Wie schon im Frühling muss ein tragender Balken ersetzt werden. Erst wenn das erledigt ist, kann ich wieder ruhig schlafen: Ich habe immer Angst, dass uns die Scheune über dem Kopf zusammenbricht, wenn wir den morschen Balken rauskloppen.
Für die nächsten Arbeiten gibt es bei uns klare Aufgabenverteilung: Michel steht auf dem Gerüst und nimmt die Maße ab, ich stehe drinnen an der Kappsäge. Michel streicht draußen mit der Rolle, ich drinnen die Leisten.
Die Bauweise "unserer" Türen ist etwas unkonventionell: Wir nageln erst Bretter in die Türöffnung, bringen dann von innen die Balken an, zeichnen die Riegel aussen an, schrauben die Bretter wieder ab und bringen dann erst Riegel und Farbe an die Tür, bevor wir sie wieder einhängen. Ein Tischler wird den Kopf schütteln, aber uns gefällts!! ;-)
Endlich nehmen wir uns auch die Zeit ein Insektenhotel zu bauen. Lustig ist, dass wir beide die gleiche Dachform im Kopf haben, es uns aber nicht sagen, in der Befürchtung, dass es dem anderen zu kompliziert erscheint. Michel ist schließlich der Mutigere von uns beiden. - Und ich bin begeistert! ;-)
Die Füllung der einzelnen Fächer ist noch nicht ganz fertig, viel mögliches Material ist einfach zu nass. So bleibt das Hotel noch etwas ausbaufähig.
Wir haben ein Rindenfach für alle Arten von Käfern, Lochziegel für Wildbienen, Zapfen und Tontöpfe mit Heu für Ohrwürmer, Weissmoos, hohle Staudenstängel und Rundhölzer mit hineingebohrten Löchern in verschiedenen Größen für viele verschiedene Bienenarten.
Es fehlt noch ein Fach mit Holzwolle für Marienkäfer und ein roter Kasten mit Schlitzen für Florfliegen. Auch ein Fach mit leeren Weinbergschneckenhäuschen würde sich prima machen, aber woher nehmen???
An einem der wärmeren Tage packt mich der Ehrgeiz, auch die nördliche Giebelseite zu verschönern. Und eine kleine Leiter liegt noch im Rahmen meiner Mutlich..ähm.. Möglichkeiten. So lege ich los mit Falunrot und streiche auch mal ein paar Eckbretter weiss, vielleicht erbarmen sich die Jungs und bauen sie mir an?
Am Abend werde ich für meinen Leiter-erklimmen-Mut mit einem Lagerfeuer belohnt. Ich liiiebe das, man sagt mir leicht pyromanische Anwandlungen nach, die besser ab und zu befriedigt werden sollten. Damit alle ihren Spaß am Feuerchen haben, gibt es Stockbrot in dessen Teig Röstzwiebeln, Käse und Schinkenwürfel eingeknetet sind. LECKER!!!
Sicher hundert Mal bin ich fast auf der lockeren Stufe von der Scheunen-Garage in Richtung Stall gestolpert. Festhalten an der Zarge? Fehlanzeige! Auch die wackelt von vorne nach hinten, von links nach rechts. Weil das Wetter uns mal wieder davon abhält, die Giebelseite zu streichen, schlage ich vor, an dieser Stelle Abhilfe zu schaffen. "Mal eben" rutscht mir dabei heraus und Michel lacht schallend *rotwerd. "Mal eben" ging es natürlich nicht. Zum einen, weigere ich mich für die Zarge einen neuen Balken zu opfern und so werden nach langem Hin-und-her-diskutiere die vorhandenen Bretter aufgedoppelt und wieder mit dem Steinfundament verbunden. Um die Stufe an ihren vorgesehenen Platz zu legen, ist ein Stück Granitfundament im Weg. Michel meint, ich solle es "mal eben" wegstemmen. Ich gebe mein Bestes, aber ausser ein paar Splitterchen tut sich rein gar nichts. :-(
(Strafe muss wohl sein - "mal eben" verkneife ich mir zukünftig.) ;-)
Natürlich hat Michel schon Plan B. Wir bohren geduldig einige Löcher in den Granit, dann lässt Michel rohe Kräfte walten und schließlich ist der schweißtreibende Teil der Arbeit getan. Mit vereinten Kräften schieben wir die Stufe auf die vorbereitete Mischung und Michel verputzt noch die Ränder. Einen Tag später ist das Ganze durchgetrocknet und ich kann ohne UMFALL-Gefahr von a nach b tippeln. :-)
Der Holder diente einge Tage zur Stabilisierung des Gerüstes, jetzt wollen wir das aufgeladene Abrissholz zum Lagerfeuer kutschieren. Aber was sehen wir denn da?
Michel: "Schxxxx, der Reifen ist platt."
Judith: "Ganz platt?"
Michel (verdreht die Augen): "Nee, nur unten!"
Beim nächten Einkauf bringen wir Flickzeug mit, leider vergebens, denn als Michel den Manteln abgezogen hat, ist gleich klar: Zu reparieren ist der nicht. Schon in Deutschland war es ein Staatsakt, Reifen für den Holder zu bekommen. Die Größe ist einfach nicht mehr gängig und originale Holderreifen kosten ein Vermögen. Wo also sollen wir nun in Schweden Ersatz bekommen. Wir fahren von Pontius zu Pilatus und schließlich liegt die Lösung/ unser Erlöser (lach) näher als wir denken. Wie Hans im Glück fahren wir mit dem neuen Schlauch nach Hause, ersetzen den defekten, cruisen zur Feuerstelle und können endlich wieder zündeln. ;-)
Zum Ende des Urlaubes zeigt sich das Wetter wieder von seiner besten Seite und motiviert Michel zu Malerarbeiten an Fenstern und Windfedern. Auch zwei Fenster im Obergeschoss werden von aussen restauriert: alten Kitt rauspulen (Natürlich sitzt er an manchen Stellen dann doch wieder bombenfest, obwohl man eigentlich den Eindruck hat, dass die Scheibe einem gleich entgegen fällt.), lose Farbe runterschleifen, Holz grundieren, neu verkitten (Wir schwören auf Leinölkitt.) und das Fenster zweimal streichen. Während Michel sich größtenteils alleine den Fenstern widmet (Ich pule nur etwas Kitt.), putze ich alle Fenster im Erdgeschoss. Und das sind Viiiiele! Die meisten unserer Fenster bestehen aus drei Flügeln, von denen sich jeder nach aussen öffenen und dann durch Lösen der Verriegelung aufklappen lässt. (Thermopen des frühen 19. Jahrhunderts. *lach). Jedes dieser dreiteilige Fenster hat also ZWÖLF Scheiben, ergo VIERUNDZWANZIG Fensterflächen zu putzen. Vor dem Putzen müssen noch die Farbspritzer der letzten Steichaktion abgekratzt werden. Es gibt interessantere Jobs. ;-)
Aber am Ende wird man durch strahlenden Lichteinfall entschädigt. Den klaren Blick nach draussen hat man trotzdem nicht immer, denn viele unserer Fenster haben noch original altes = handgezogenes Glas drin. Über solche "Kleinigkeiten" können wir uns immer wieder aufs Neue freuen!
Michel klettert noch einmal auf das Dach. Am Schornstein gibt es eine undichte Stelle, die er mit einer Metallplatte unter den Pfannen abdichtet. Bei der Gelegenheit fliegt auch endlich die unschöne Antenne vom Dach. Die war mir schon laaaaange ein Dorn im Auge (mit fernsehen will ich meine Zeit in Schweden sicher nicht verschwenden!). Der neue Gesamteindruck ist doch BOMBE?!!
In Schweden wird sogar Langschläfer Michel zum Frühaufsteher und schippert gerne angelnd dem Sonnenaufgang entgegen. Und endlich gelingt es ihm auch, den von ihm begehrtesten Fisch an Land zu holen.
Och här är: mr Zander själv ...
An einem anderen Tag haben wir weniger Glück. Am Boot angekommen, stellt Michel fest, dass uns die Aufnahme für das Echolot, der Geber, sowie ein fast voller Kanister Sprit geklaut wurden. :-(
Überllaunig machen wir die Leinen los. Die schöne Landschaft vom See aus zu sehen, beruhig die Nerven und als der erste Hecht
anbeißt, ist Michels Welt wieder im Lot. Meine dagegen kommt kräftig ins Wanken, denn Michel wirft sich quer durchs Boot zu seiner Angel, als diese den Biss anzeigt und ich (spannenden
Schwedenkrimi lesend, aber nichts Böses ahnend) falle fast über Bord. Wie gut, dass ich immer hinter der Kamera stehe, so bleiben euch peinliche Aufnahmen erspart. ;-)
Auf dem Weg zu einem Haushaltsgerätemarkt entdecken wir einen "Antik och Kuriosa" - Laden und erwerben zwei toll verzierte Kerzenhalter. Ich vermute, dass sie aus Lappland kommen und von Samen (der Urbevölkerung Lapplands) aus Rentiergeweih gefertigt wurden. Nun zieren sie unser Wohnzimmer.
Ich bekomme eine neue alte Leselampe im Scherenstyle.
Und in der Küche finden der sehr alte Gewürzschrank, sowie ein Regal ihren Platz, die aus der schönen Schweiz ihren Weg zu uns gefunden haben. Das Schränkchen war vor fast hundert Jahren ein Verkaufskasten für Tabakwaren und wir werden es ebenso, wie das von Michels Vorfahren gezimmerte Regal stets in Ehren halten.
Danke an Michels Tante Trudi und Onkel Werni!
(Ins Regal sind mein letzter Flohmarktkauf und die in Gläser abgefüllten Pilze eingezogen.)
Von der kitschigen Laterne, die der flott-fahrende Herr vom slamtömning freundlicherweise schief gefahren hat, bevor auch Michel ihr einen leichten Gnadenstoß versetzt hat, haben wir uns endgültig verabschiedet. Statt dessen gibt es jetzt eine schöne altmodische Hoflampe über dem Scheunentor, mit tollem neumodischen Bewegungsmelder. :-)
Rund um den alten Apfelbaum hinter dem Steinwall habe ich allen Brennesseln den Garaus gemacht, tagelang Wurzeln ausgebuddelt, einen Hibiskus gepflanzt und mich total über die wilde Clematis gefreut, die sich kreuz und quer durch das moosbewachsene Geäst schlängelt.
Die Clematis, die ich an der Birke vor dem Küchenfenster entdeckt hatte, wurde leider von Kaninchen, Rehen oder gar Elchen fast vollständig weggefuttert, deswegen ist sie jetzt mit einem (wie ich finde) dekorativen "Wildzaun" versehen. Mal sehen, ob das abschreckt!?
Die übrigen Apfelbäume erholen sich weiter von der nötigen Radikalkur im Sommer 2013 und tragen schon deutlich mehr Früchte. Leider sind diese oft mit unschönen dunklen Flecken (leicht schorfig) versehen und ich habe keine Ahnung, was das ist - geschweige denn, was ich dagegen tun könnte. Weiß da jemand Rat?
Nachdem der Anbau von Kürbis und Zucchini so gut gelungen ist, wage ich den Versuch, Stauden direkt auszusäen ohne sie zu Hause vorzuziehen. Folgende selbstgesammelte Samen habe ich im Garten verteilt:
Mohn (rot und lila)
Fingerhut (rosa,
gelb und weiß)
Lupinen (lila)
Türkenbundlilien (lila)
Akelei (lila und osa)
Hasenpfötchen (gelb)
Stachelkugel (lila)