Bestehende Abwassersysteme, die nicht an das kommunale Netz angeschlossen werden können, weil sie zu weit von der nächsten Kläranlage entfernt liegen, werden von der Kommune mittels eines Ampelsystems unterteilt. Rot und damit dringend auszutauschen sind 1-,2- und 3-Kammerbrunnen ohne anschließende Filtration. Gelb sind Dreikammerbrunnen mit angeschlossener Filtration, die VOR 1987 gebaut wurden. Grün logischerweise neuere Systeme, die damit auch nicht überholt werden müssen. Unser System fällt in die gelbe Kategorie, so dass wir im Sommer 2017 von der Kommune die Auflage erhalten, unser Abwassersystem zu modernisieren.
*klick auf das Bild zum Vergößern
Die Funktionsweise unseres alten Dreikammerbrunnens, der auch als Schlammabscheider bezeichnet wird, ist denkbar einfach:
Links im Bild sieht man den Zulauf des Abwassers aus dem Haus.
In Kammer eins bildet sich eine oben schwimmende Schlammschicht, sowie eine absinkende Bodenschlammschicht. Dazwischen befindet sich die Wasserschicht. Aus dieser Schicht strömt das "vorgereinigte" Wasser durch die Öffnung auf mittlerer Höhe in die zweite Kammer.
In Kammer zwei wiederholt sich der Prozess in geringerem Umfang.
Das nun vollständig vom Schlamm befreite Wasser fließt durch ein T-Stück in den filternden Versickerungsschacht, der sich weiter unten auf dem Grundstück befindet.
Und so sieht das Ganze dann in natura aus:
So kontaktieren wir im August 2017 eines der Unternehmen, die uns von der Kommune (praktischerweise zusammen mit der Modernisierungsaufforderung) mitgeteilt werden. Wir entscheiden uns für ein kleines "Ein-Mann-Unternehmen" aus unserer "Gemeinde". Den Ralf! Er besichtigt unser Abwassersystem und das Gelände, vermisst einige Abstände zum Haus und teilt uns dann bei einer Tasse Kaffee mit, dass unser Dreikammerbrunnen in einem sehr guten Zustand ist und wir "NUR" das Innenleben des Filterschachtes sanieren, sowie eine Art Verrieselungsbeet ergänzen müssen.
Hierzu ist es nötig erst einmal eine Bodenprobe zu machen: Ein Loch auszuheben, in das nicht ZU viel Wasser nachlaufen darf, damit gewährleistet ist, dass unser gereinigtes Abwasser auch versickern kann.
Unser Urlaub ist zu Ende, doch wir überlassen Ralf vertrauensvoll das "Feld", nachdem wir mit ihm noch einen zusätzlichen Auftrag besprochen haben. (Aber dazu später mehr...)
Im September bekommen wir dann die Probegrube zu Gesicht und verarbeiten den wie besprochen "gefällten" Baum zu Brennholz:
Im Januar 2018 sind wir wieder im Kattgård und müssen erschreckt feststellen, dass das Probeloch voll Wasser gelaufen ist. Im Gespräch mit Nachbar Mats erfahren wir aber, dass Ralf ihm erzählte, dass bei uns alles in Ordnung sei. Eine Mitarbeiterin der Kommune habe die Grabung besichtigt und die geplanten Umbaumaßnahmen bewilligt.
Um das Gelände mit dem Bagger besser befahren zu können, bringt Ralf im Februar eine große Ladung Mutterboden in die Senke, die er später verteilen wird.
Im März geht es dann endlich los. Der folgende Text ist nur für WIRKLICH Interessierte...! ;-)
Die Infiltration ist mit der Reinigungsmethode der Natur vergleichbar und bei örtlicher Abwasserreinigung (wo keine Anbindung an die Kanalisation möglich ist) am effektivsten. Ein Infiltrationssystem besteht aus einem Dreikammerbrunnen der als Schlammabscheider fungiert und einem Verteilerbrunnen, von dem aus mit Verteilerrohren das dann „reine“ Abwasser in Stränge aufgeteilt wird. Durch diese gelangt das Wasser in eine Schicht aus gewaschenem Stein oberhalb der Infiltrationsfläche. Die beiden Stränge werden mit Geotextil überdeckt und mit dem ausgehobenen Erdreich wieder verfüllt. Der Schlammabscheider hat vorher die Feststoffe aus dem Abwasser aufgenommen und schützt somit die Infiltrationsoberfläche vor Verstopfen. Er muss regelmäßig durch Abpumpen in ein Schlammfahrzeug (dazu unten mehr..) geleert werden.
Verunreinigungen im Abwasser werden durch eine Bakterienflora, die auf der Infiltrationsoberfläche - der Biomembran - wächst umgewandelt und reduziert. Durch die Belüftung/ Sauerstoffzufuhr am Ende der Verteilrohre wirkt die Reinigung auch auf krankheitserregende Organismen. Wird die Infiltrationsoberfläche zu stark durch Verunreinigungen oder Wasser belastet, verschlechtert sich der Reinigungseffekt und die Oberfläche kann vollständig verstopfen, sodass kein Wasser mehr abfließen kann.
Der Boden unter der Anlage funktioniert dann als Filtrier- und Polierstufe, in der sich u. a. Phosphor absetzt. Damit das Wasser in den Boden fließen kann, muss die Größe der Infiltrationsanlage an die gegebene Bodenbeschaffenheit angepasst werden. Durchlässiger Boden wie Kies und Sand erfordert am wenigsten Oberfläche, während z. B. dichter Lehmboden eine große Oberfläche sowie ein besondere Gestaltung und Ausführung verlangt.
Und so hat das Ganze dann in Natura ausgeschaut. Der Ralf hat es für uns mit dem Handy dokumentiert. Danke dafür! :-)
Zwischenzeitlich hat uns Nachbarin Hanne noch einige Fotos gemailt. Hier wird nur das Gelände angeglichen, um die Baustelle besser befahren zu können...und unser zweiter Auftrag vorbereitet.... *psssst
Im April 2018 sind wir dann wieder vor Ort. Der Boden hat sich schön gesetzt, aber alles schaut immer noch etwas wüst aus. An einem der nächsten Tage hören wir einen Trecker heranfahren. Der Ralf schaut noch einmal nach dem Rechten und prüft die Höhe des neuen Schachtes. Es vergehen einige Tage und wir hören ihn ein weiteres Mal kommen. Diesmal hat er den Bagger dabei und glättet noch einmal die Baufläche, sowie das Gelände Richtung Osten bis zur Scheune.
Und dies sind die Bilder, die der Ralf zur Endabnahme an die Kommune senden muss:
So... und wer jetzt noch Lust auf noch mehr Infos hat, der kann auch noch erfahren, wie denn nun die richtige Scheiße abtransportiert wird... *lach - Sorry für den Ausdruck... :-) (Quelle: merab.se)
Sind jetzt alles Klarheiten beseitigt?
;-)
Oder habe ich groben Unfug geschrieben?
Dann schickt mir doch gerne Korrekturvorschläge! *lach.