Das Naturschutzgebiet Gässlösa liegt ca. 20 km östlich von Varberg und beeindruckt mit einem abwechslungsreichen knapp 36 ha großen Laubwald rund um den Böstesberg bei Rolfstorp. Durch das Gebiet führen zwei Rundwege, die beide ein Stückchen entlang des Flusses verlaufen. Der blau markierte Weg führt durch den westlichen Teil des Naturschutzgebietes. Der der rot markierte Weg verläuft um den Fuß des Bösteberges herum, mit der Möglichkeit eines Abzweiges auf die Kuppe.
Der Böstesberg und die anderen Anhöhen in der Region waren einst Inseln in einem früheren Schärengarten, vor rund 10.000 Jahren, als der Meeresspiegel nach dem Rückzug der Gletscher noch 70 Meter höher war als heute. Durch die permanente Landhebung wurde der Meeresboden im Laufe der Zeit zur fruchtbaren Ebene und die Inseln zu felsigen Anhöhen im Hinterland.
Früher gab es einen Weiher. Von dem Wasser durch einen Kanal und weiter durch ein Holzrohr nach Hovgårdskvarn (Mühle) geleitet. Der Damm stellte jedoch ein Hindernis für die Fische dar, weshalb er 2006 bei der Renaturierung abgerissen wurde. Seit dem Herbst nach den Umbaumaßnahmen wurden (nach ein paar hundert Jahren) wieder seewandernde Fische, beim Passieren der obere Region des Flusses Stenån gesichtet. Der Fluss ist seither wieder Laich- und Aufzuchtrevier für Lachse und Meerforellen und wird außerdem von Bachforellen bevölkert.
Neben dem schönen Bestand aus alten Buchen und Eichen, wächst zwischen den losen Felsbrocken am Abhang der Westseite Wald-Reitgras und an mancher Eichen rankt Gartengeißblatt empor. An den mächtigen Stämmen wachsen außerdem verschiedener, Moose und Flechten, wie beispielsweise die Echte Lungenflechte. Wer den steilen Aufstieg auf die Kuppe des Böstesberges auf sich nimmt, wird dort oben mit einem schönen Ausblick belohnt, der bei klarem Wetter bis an die Küste reicht.
Unter dem Blätterdach dagegen entspricht die Vegetation einer typischen Bodenfauna. Sie besteht im Vorfrühling, wenn das Sonnenlicht noch bis auf den Boden reicht, aus großen Feldern mit Buschwindröschen, Waldsauerklee und Zweiblättriger Schattenblume und wird im Sommer von dichten Beständen aus großen Farnen bestimmt.
Unmittelbar am Lauf des Flüsschens, das sich in seinem felsigen Flussbett über kleine Stromschnellen durch das Gebiet schlängelt, ist der Untergrund feucht und hauptsächlich mit Erlen bewachsen. Auch dort gedeihen seltenere Arten von Flechten und Moosen, wie die Krustenflechte oder die Schüppchenflechte.
Am Flussufer leben Gebirgsstelzen und Eisvögel, die dort Jagd auf Wasserinsekten und kleinere Fische machen. Auch leben im Naturschutzgebiet zahlreiche höhlenbrütende Vogelarten, die ihre Bruthöhlen in den oft hohlen Stämmen der alten Bäume anlegen. Man trifft auf Trauerschnäpper, Kleiber und mehrere Spechtarten. Gleichzeitig sind die hohlen Bäume wichtiger Lebensraum für eine ganze Reihe unterschiedlicher Insekten, wozu auch rund 10 bedrohte Käferarten gehören.
Neben kleineren Säugern wie Haselmäuse, Eichhörnchen, Marder und Dachs leben auch Rehe und sogar Elche innerhalb des Naturschutzgebietes. Mit viel Glück bekommt man sie zu Gesicht, wenn sie zum Trinken an den Fluss kommen oder entdeckt sie auf der Bergkuppe, wo ausgeprägte Verbiss-Spuren an jungen Gehölzen von ihrer Anwesenheit zeugen.
An vielen absterbenden Bäumen kann man Baumpilze entdecken. Ich denke bei den meisten handelt es sich um den Zunderschwamm, der laut Wikipedia an geschwächten Buchen und Birken konsolenförmige Fruchtkörper bildet.
Die mehrjährigen Gebilde können im Durchmesser bis zu 30 cm erreichen. Die krustige Oberseite ist hellgrau oder blass bräunlich gefärbt und fein zoniert. Die Röhren auf der Unterseite haben eine braune Farbe und sind oft mehrfach geschichtet.
Der Name des Zunderschwammes entstand aus der früheren Verwendung als Zunder. Schon in der Jungsteinzeit wurde die "Trama", die locker-filzige Mittelschicht des Pilzes, zu Zunder verarbeitet, der durch auftreffende Funken sofort zu glimmen anfängt und somit beim Feuerentfachen hilft. Zunderschwamm verglimmt nur sehr langsam und wurde auch verwendet um Glut aufzubewahren oder zu transportieren. Außerdem wurden aus ihm bis ins 19. Jahrhundert blutstillende sowie desinfizierende Wundauflagen hergestellt und alkoholische Flüssigextrakte gegen Blasenleiden, Magenverstimmungen und Menstruationsbeschwerden angesetzt. In Rumänien wird heute noch das Fruchtfleisch zu einem lederartigen Material verarbeitet, aus dem für den Touristenmarkt kunstvolle Hüte, Taschen und Ähnliches gefertigt werden.
Ist es nicht toll, was die Natur hervor bringt?